Was ist ein Electronic Address Scheme (EAS)?
Ein Electronic Address Scheme (EAS), oft auch als "Identifier Scheme" bezeichnet, ist eine Codeliste, die festlegt, von welcher Art eine bestimmte Kennung ist. Anstatt nur eine Nummer oder eine Zeichenfolge (z.B. "DE123456789" oder "rechnung@firma.de") zu verwenden, wird diese Kennung mit einem EAS-Code versehen, der ihre Bedeutung definiert – in diesen Beispielen eine deutsche Umsatzsteuer-Identifikationsnummer oder eine E-Mail-Adresse.
Dieses Zwei-Komponenten-System – bestehend aus dem Scheme-Identifier (EAS-Code) und dem eigentlichen Wert der Kennung – schafft Eindeutigkeit. Es stellt sicher, dass ein empfangendes System eine Kennung korrekt interpretieren kann, auch wenn es sich um eine Zeichenfolge handelt, die in verschiedenen Kontexten unterschiedliche Bedeutungen haben könnte.
Zentrale Rolle für die Adressierung in Peppol
Das Peppol-Netzwerk, das für den Austausch von E-Rechnungen im öffentlichen und privaten Sektor in Europa und weltweit von zentraler Bedeutung ist, basiert auf dem EAS-Konzept. Um einem Unternehmen über Peppol ein Dokument zu senden, muss der Absender die Peppol-ID des Empfängers kennen. Diese Peppol-ID ist keine neue, separate Nummer, sondern setzt sich immer aus einem EAS-Code und einer bereits existierenden Unternehmens-ID zusammen.
Der Absender nutzt diese Kombination, um im Peppol-Netzwerk (via SML/SMP-Abfrage) den technischen Endpunkt (Access Point) des Empfängers zu finden und das Dokument dorthin zu senden. Das EAS ist somit der "Wegweiser", der dem Netzwerk sagt, nach welcher Art von Kennung es suchen soll.
Wie funktioniert die Adressierung?
Der Prozess der Adressierung mittels EAS lässt sich einfach darstellen:
- Identifikation: Ein Unternehmen besitzt verschiedene Kennungen, z.B. eine Leitweg-ID für Rechnungen an die deutsche Verwaltung, eine USt-IdNr. für den B2B-Verkehr oder eine zentrale E-Mail-Adresse für den Rechnungseingang.
- Spezifikation: Um eine Rechnung an dieses Unternehmen zu senden, wählt der Absender die für den Geschäftskontext passende Kennung aus.
- Kombination: Der Absender kombiniert den Wert der Kennung (z.B. "rechnungseingang@beispiel.de") mit dem entsprechenden EAS-Code für E-Mail (z.B. "EM" oder "0060").
- Routing: Das sendende System verwendet dieses Paar ("EM" + "rechnungseingang@beispiel.de"), um den Empfänger im Netzwerk eindeutig zu lokalisieren und das Dokument zuzustellen.
Dieser Mechanismus ermöglicht es, bestehende und etablierte Unternehmensnummern – und sogar so gängige Adressen wie E-Mails – für den modernen elektronischen Datenaustausch wiederzuverwenden.
Wichtige EAS-Codes im E-Rechnungsumfeld
Es gibt eine Vielzahl von registrierten EAS-Codes, die von der Digital European Public Procurement (DIGITAL) verwaltet werden. Für den europäischen und insbesondere den deutschen Markt sind folgende Codes von hoher Relevanz:
- EM: Electronic Mail (E-Mail-Adresse). Diese Methode ist besonders für kleinere Unternehmen oder für den Einstieg in die E-Rechnung nützlich, da sie weit verbreitet und einfach zu handhaben ist.
- 0192: Leitweg-ID (Die primäre Kennung für die deutsche öffentliche Verwaltung im Rahmen der XRechnung)
- 9930: USt-IdNr. (VAT Identification Number)
- 0088: Global Location Number (GLN)
- 0130: Handelsregisternummer
- 0204: D-U-N-S® Nummer (Dun & Bradstreet)
Die Wahl des richtigen Schemas und der korrekten Kennung ist entscheidend für den Erfolg der Zustellung einer E-Rechnung.
Sicherstellung der Interoperabilität
Die Verwendung von EAS ist ein Eckpfeiler der Interoperabilität im elektronischen Geschäftsverkehr. Sie schafft einen klaren und standardisierten Rahmen, der es Systemen aus verschiedenen Ländern und Branchen ermöglicht, Adressinformationen konsistent zu interpretieren.
Ein belgisches System muss nicht wissen, was eine "Leitweg-ID" im Detail ist. Es muss nur den Code "0192" erkennen und die zugehörige Kennung verwenden. Genauso kann es den Code "EM" nutzen, um zu verstehen, dass der nachfolgende Wert eine E-Mail-Adresse ist und entsprechend verarbeitet werden muss. Dies entkoppelt die länderspezifische Semantik von der technischen Zustelllogik und macht das System robust und skalierbar.
Fazit: Das Adressbuch der digitalen Wirtschaft
Das Electronic Address Scheme ist das unsichtbare, aber unverzichtbare Adressbuch, das den automatisierten Austausch von Geschäftsdokumenten in großen Netzwerken wie Peppol erst ermöglicht. Es sorgt für Präzision, Eindeutigkeit und Interoperabilität bei der Adressierung von Geschäftspartnern, von der komplexen Verwaltungs-ID bis hin zur allgegenwärtigen E-Mail. Für Unternehmen, die auf E-Rechnungen umsteigen, ist das Verständnis ihrer eigenen relevanten Kennungen und der dazugehörigen EAS-Codes ein fundamentaler Schritt zur erfolgreichen digitalen Transformation.